Die Trauer ist der Weg der Heilung. Sie beinhaltet unterschiedliche und zahlreiche Gefühle. Unterschiedliche Phasen. Gedanken, Erkenntnisse und Meinungen. Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass es ein komplexer Weg ist.
Da er mit einer Menge an Veränderungen in deinem Leben einhergeht. Die Gefühle sehr intensiv und manchmal kaum auszuhalten sind. Deine Widerstandsfähigkeit wird auf die Probe gestellt. Deine Belastbarkeit wird ausgereizt. Und deine Schmerzgrenze wird mehr als einmal übergangen.
Durch den Tod deines geliebten Menschen, wurde dir eine Wunde zugefügt. Ein Schmerz entsteht, der dich darauf aufmerksam macht, dass eine Lücke entstand. Dass da eine Verletzung ist, die verarztet werden will.
Irgendwann schleicht sich ein Gefühl ein, den Schmerz für einen Moment ziehen lassen zu wollen und wenn du soweit bist, findest du hier 3 Stufen, wie dir das gelingt.
Wie du diesen Schmerz heilst, erzähle ich dir im folgenden Artikel.
Die Erste Stufe, ist die Stufe der Verarbeitung. Verarbeitung im psychologischen Sinne bedeutet vereinfacht nichts anderes, als das erlebte einmal komplett auseinander zunehmen und wieder so zusammen zu setzen, dass es deinem Leben dient und nicht erschwert.
Verarbeitung geschieht in verschiedenen Phasen und ist ein Prozess, der über mehrere Monate und Jahre anhalten kann, je nach dem, was erlebt wurde.
Auf deinem Trauerweg kommen wahrscheinlich Fragen auf, über das Warum, warum sterben wir etc. Die Auseinandersetzung und (selbst-) beantworten dieser Fragen sind beispielsweise ein Teil der Verarbeitung.
Auf meinem Podcast findest du weitere Gedanken und Hilfestellungen zum Thema Trauerverarbeitung.
Die zweite Stufe, ist die Stufe der Vergebung. Vergebung hat immer etwas mit Schuld zu tun. Wir Menschen sind es gewohnt in schuldig und unschuldig zu unterteilen. So funktioniert schließlich auch unser Gesetz. Wer gegen das Recht verstößt, wird schuldig gesprochen und verurteilt.
Und das übernehmen wir auch in unsere Gedanken.
Im Gerichtssaal deines eigenen Lebens, suchst du Schuldige für Situationen und Gefühle. Suchst Schuldige, um Recht zu schaffen. Sprichst Strafen aus und vollziehst sie.
Wir bilden uns eine Meinung, beurteilen und verurteilen, gemäß dem, was wir bisher in unserem Leben gelernt und erlebt haben. Wir sind es gewohnt und daher fällen wir meist sehr schnell unbewusst Entscheidungen und laden anderen und uns selbst Schuld auf.
Einer jedoch wird immer leiden unter dieser Schuld.
Nämlich DU. Gleich, ob die Schuld auf deinen Schultern lastet oder auf den Schultern eines anderen.
Schuld beschwert, sowohl den Täter, als auch das Oper.
Der Schlüssel zu innerem Frieden liegt in der Vergebung.
Wenn wir es schaffen zu vergeben, können wir den Felsen, der unser Herz und unser Leben beschwert fallen lassen und frei werden.
Vergebung schmälert niemals eine Tat, spricht dir nicht deine Gefühle ab, verändert nicht die Vergangenheit. Vergebung verändert deine Zukunft.
Vergebung ist ein Prozess, dem eine klare Entscheidung voran geht. Die Entscheidung für inneren Frieden.
Seit du denken kannst interpretierst du das, was du erlebst. Wir ordnen ein, bewerten, benennen, kategorisieren etc.
Denn das vereinfacht unseren Alltag. Wir müssen nicht jedes mal aufs neue darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn ein Auto angefahren kommt. Wir haben gelernt, dass wir stehen bleiben und das Auto vorüberfahren lassen müssen, um sicher über die Straße zu kommen.
Und das selbe tun wir auch mit unserer Lebensgeschichte.
Du hast dir Meinungen gebildet über dich selbst, über das was geschah und darüber, wie die Welt und dein Umfeld dein Leben beeinflusst (hat).
Du erzählst dir tagtäglich deine eigene Lebensgeschichte. Auf eine Art und Weise, wie du sie einmal für dich selbst interpretiert hast.
Was aber, wenn das bloß eine Sicht auf die Dinge ist. Ich bin mir sicher, ein anderer würde deine Geschichte auf eine ganz andere Art und Weise erzählen, als du.
Als Papa starb, hatte ich den Gedanken im Kopf:
„Mit noch nicht einmal 30 Jahren, habe ich meinen geliebten Papa verloren. Das ist viel zu früh. Das ist ungerecht. Wir hatten doch eine so enge Bindung. Andere Menschen, haben ihre Eltern bis ins hohe Alter. Ich kenne Menschen, die ihre Eltern erst verlieren, wenn sie selbst 60 Jahre alt sind. So alt wurde nicht mal mein Papa. “
Das ist meine Wahrheit zu diesem Zeitpunkt und daran ist nichts verwerfliches. Ich bin im Schmerz und empfinde es in diesem Moment so. Das ist ok.
Ich unterhielt mich mit einer Frau, die im selben Alter ist, wie mein Papa. Sie sagte:
„Ich verlor meinen Papa mit 14 Jahren. Ich hatte nie die Chance eine tiefe Beziehung zu ihm aufzubauen, da er den Krieg miterlebte und Nähe nicht zulassen konnte. Ich beneide dich, dass du eine so enge Bindung zu deinem Papa hattest. Das hätte ich mir auch gewünscht.“
Erst war ich wütend, weil ich das Gefühl hatte, sie wolle mir die Berechtigung für meinen Schmerz nehmen. Ich habe ihn doch deutlich gespürt und auch die Ungerechtigkeit, war echt, die ich empfand.
Aber ich lies den Gedanken reifen und irgendwann ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass ich dankbar bin dafür, dass ich meinen Papa 27 Jahre an meiner Seite hatte. Und mit der Zeit gelang es mir, diesen Gedanken öfter zuzulassen, weil ich spürte, dass er mir viel besser tat, als der Gedanke über die Ungerechtigkeit.
Das ist nur ein Beispiel, für die Neuinterpretation deiner Vergangenheit.
Der Weg Dankbarkeit ist ein wertvoller und wirkungsvoller Begleiter auf deiner Reise, auf der du die Geschichte, die du dir jeden Tag aufs neue erzählst, umschreibst.
Sei mutig deinen Weg der Heilung zu gehen. Denn dieser Weg ist Teil deines Lebens. Du bist hier, du bist lebendig, alles ist gut.
Du musst nichts besonderes können oder wissen. Das einzige was du benötigst ist Mut.
Und Mut ist der Preis, den du bekommst, wenn du den ersten Schritt gegangen bist.
Mach dich auf den Weg. Ich glaube an dich.
Mach´s gut.
Deine Marina